Boticelli, Kunst und Handwerk

Bis 1500 hatten etwa 90 Prozent aller Gemälde einen religiösen Bezug. Die restlichen waren zum Gutteil Porträts wohlhabender Menschen. Mit der Renaissance und u.a. Sandro Boticelli änderte sich das – und aus dem Malen, immer als Handwerk begriffen, wurde Kunst.

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Evolutionäre Universalitäten

In der aktuellen Ausgabe des Journal of Economic Literature reviewt Samuel Bowles The Dawn of Everything: A New History of Humanity von David Graeber und David Wengrow. Eine spannende Passage daraus:

Some social institutions—private property, markets, states, worship of supernatural beings, social ranking, and sharing the necessities of life among non-kin, for example—have emerged independently and been ubiquitous over long periods of the human experience. Others—polyandry or central economic planning, for example—have been of passing importance, and generally have occupied limited ecological niches. Talcott Parsons termed the former evolutionary universals, by which he meant those ways of ordering society that crop up, persist, and are adopted with sufficient frequency in a variety of circumstances to suggest their general evolutionary viability (Parsons 1964). He offered the convergent evolution of vision in many species as a biological analogy; another would be flight. For society, Parsons identified (among others) money, markets, bureaucracy, social stratification, and liberal democracy as a set of modern social arrangements toward which independent societal trajectories would tend (he predicted the demise of Communist Party rule and central planning in the Soviet Union.) Friedrich Hayek referred to the nexus of markets and private property—his “extended order”—in a similar vein (Hayek 1988).

Über 5.000 Jahre vergingen, in denen es schon Landwirtschaft aber noch keine Aristokratien, ständigen Armeen und Schuldknechtschaft gab.

Graeber and Wengrow similarly overlook plausible and empirically supported hypotheses concerning a period they rightly call out for greater scholarly attention, the “five thousand years in which cereal domestication did not lead to the emergence of pampered aristocracies, standing armies and debt peonage” (p. 523) and the eventual development of heightened levels of inequality among Neolithic farmers. To begin, they do entertain an interesting ecological hypothesis to the effect that early Neolithic growing conditions—farming seasonally flooded land along the Nile and in parts of Mesopotamia—“did not lend themselves to the development of private property” (p. 235) and this might have limited wealth inequality.

Warum sind schlussendlich starke soziale Hierarchien entstanden?

  • Weil Bauern ihre Ernte lagern können. Das können Jäger & Sammler nicht. Essen wurde nicht mehr nur geteilt, sondern privat gelagert und akkumuliert.
  • Durch Landwirtschaft stieg die Produktivität von einem Stück Land enorm. Das erhöhte den Anreiz, dieses Stück Land gegenüber anderen abzugrenzen und mit Gewalt zu verteidigen.
  • Durch den Pflug stieg die Produktivität von Land (= Kapital) gegenüber Arbeit. Der wertvollste Input für mehr Einkommen – Land = Kapital – konnte nun akkumuliert und über Generationen vererbt werden. Reine Arbeitskraft kann man nicht vererben.

Mit dem Effekt:

These three transformations—storage, private property in land, and a labor-saving innovation—appear to have provided an economic environment in which what the archaeologist Ian Hodder called the “aggressively egalitarian community” eventually gave way to extraordinary levels of wealth inequality in the Bronze Age in western Eurasia (Hodder 2014, p. 1).

Lobgesang auf Albanien

Der Economist feiert das NATO-Mitglied Albanien, das sich nicht in den derzeitigen Konflikt von Serbien mit dem Kosovo ziehen lässt, sich auch – eine Besonderheit am Balkan – mit seinen sonstigen Nachbarn versteht und sich seit dem Kommunismus gut entwickelt hat. Auch wenn ein Viertel der Bevölkerung wie in vielen osteuropäischen Ländern weggezogen ist. Zum Text.

Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf ist von 5.000 Dollar (1989) auf 15.000 Dollar gestiegen. Das österreichische BIP pro Kopf beträgt 56.000 Dollar.

Die Lebenserwartung ist von 72 Jahren (1989) auf 79 Jahre gestiegen. In Österreich stieg es in der selben Zeit von 76 auf 83 Jahre.

Benko, Raiffeisen, Mateschitz und Co wollen nicht zufällig Medien besitzen

Many Turkish news outlets are owned by pro-Erdogan businessmen, ensuring that they provided a steady stream of exultant coverage, with little attention paid to corruption allegations or government mistakes. The government has forced some news organizations critical of it to shut down, fined others for their coverage, and prosecuted some journalists. The group Reporters Without Borders ranks Turkey 165th in press freedom out of 180 countries it grades.

New York Times

Der Text dazu in der New York Times. Auch in Ungarn wurden die Medien dafür benutzt, die Autokratie Orbans auszubauen.

Chinas Aufstieg und seine Demografie

China’s workforce has already peaked, according to official statistics. It has 4.5 times as many 15- to 64-year-olds as America. By mid-century it will have only 3.4 times as many, according to the un’s “median” forecast. By the end of the century the ratio will drop to 1.7.

Wann überholt China die USA wirtschaftlich? Später, als gedacht oder vielleicht auch gar nie, scheinen immer mehr zu denken. Sehr lesenswerter Text dazu im Economist.

Warum Unternehmer Übergewinne machen

Mein Kollege András Szigetvari hat ein hochinteressantes Interview mit der Ökonomin Isabella Weber geführt. Auf einem kompetitiven Markt können Unternehmen normalerweise nicht einfach die Preise erhöhen, ohne einen Mehrwert anzubieten. Ansonsten gehen die Kund:innen einfach zum nächstbesten Anbieter. Der Energiepreisschock hat das aber auf den Kopf gestellt, sagt Weber.

Jeder Unternehmer weiß, dass auch die anderen den gleichen Kostenschock durchleben, und erwartet deshalb, dass alle mit einer Preissteigerung auf diese Situation reagieren. Also müssen Unternehmen nicht fürchten, Marktanteile an ihre Konkurrenten zu verlieren, selbst wenn sie ihre Preise erhöhen. Aber da sind noch andere Mechanismen am Werk.

Noch ein Effekt kam dazu: Wenn Konsumenten erwarten, dass die Preise steigen, kann man sie gleich noch ein bisschen mehr erhöhen, ohne sie zu verärgern.

Preissteigerungen sind Teil einer sozialen Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Wenn die Teuerung aus dem Nichts entsteht, dann reagieren Kunden frustriert und wandern zur Konkurrenz ab. Wenn aber die Preissteigerungen legitim erscheinen, weil man jeden Tag in den Nachrichten hört, dass die Energiekosten so stark gestiegen sind, dann verändert das die Nachfrage-Elastizität, wie Ökonomen sagen.

Ein weiterer Effekt kam dazu: Durch die Lieferkettenprobleme und die Engpässe bei Mikrochips war es für viele Unternehmer schwierig, den bisherigen Kundenstamm zu bedienen. Darum strömten sie weniger in neue Territorien aus, was den Wettbewerb senkte, so Weber: Temporäre Monopole.

Lest hier das ganze, hochinteressante Interview.