Die Salzburger Landesregierung plant, Familien, die ihre Kinder zuhause betreuen, ein Betreuungsgeld auszuzahlen. Rudolf Winter-Ebmer von der JKU Linz hat in der Presse zusammengefasst, welche Effekte das laut wissenschaftlicher Evidenz haben dürfte:
In Thüringen sank die Inanspruchnahme von Kinderkrippen um 8 Prozentpunkte
Die Erwerbstätigkeit der Eltern sank die nächsten fünf Jahre um 5 Prozentpunkte
Kinder von weniger qualifizierten Eltern im Alter von 2-3 litten kognitiv darunter
Der Politikwissenschafter und Ökonom Chris Blattman (Universität Chicago) hat sich intensiv damit befasst, ob und wie Sweatshops die Lebensqualität von Arbeiter:innen in ärmeren Ländern verbessern.
Auf Twitter zitierte jemand seine Arbeit und meinte, wer ein T-Shirt um 5 oder 10 Dollar kaufe, der könne nicht erwarten, dass die Löhne der Arbeiter:innen zum Leben reichen. Die Antwort von Blattman ist ausführlich und hoch interessant, weshalb ich sie hier festhalte.
What drives the worker’s wages in these African factories is, in large part, the wage they can get from their best outside option—that is, the broader set of underlying economic opportunities in the country. Few businesses will pay more than they need to. The best way to raise factory wages is through a combination of policies that promote broader economic growth, lower the cost of living, and provide humanitarian/social assistance to the very poorest. The Ethiopian government was doing a pretty good job of this before they make the worst mistake—launching a civil war. If we want to see factory wages rising then we want to see investments (domestic and foreign aid supported) in cheaper transport and electricity, more efficient agriculture, schooling, and probably mass cash transfer programs to poorest (like Givedirectly).And one would want this to happen everywhere, especially the lowest wage countries with massive impoverished labor supplies (Bangladesh, parts of China, etc). We won’t see African manufacturing boom until real wages rise further throughout Asia.But what is certainly true in many forms (and many Ethiopian forms) is that they would probably be more profitable if they raised worker wages and reduced high employee turnover. We call this an “efficiency wage”. Lack of management expertise and experience is probably the real problem here. Consumers being willing to pay $5 more for pants will be unlikely to affect worker wages in 99% of the industry. Unless certain brands decide to market themselves as paying efficiency wages in a fair trade sense. But while laudable I cannot see this having a meaningful effect on the industry. For the average concerned citizen, I’d suggest the easiest more effective way to make a difference is to give to GiveDirectly. And to support any politician who advocates for preferential trade access for the poorest countries, and for investments in their transport and power infrastructure. Also, frankly, I’d export human resource management training. Helping developing country forms learn how to reduce turnover and run more efficient factory floors (including paying efficiency wages) would actually (I think) be a huge boon to the country. “Consultants Without Borders!”
30 Prozent sagten im ersten Quartal 2023, sie können sich den jährlichen Urlaub nicht leisten (Q1/22: 23 Prozent)
25 Prozent können sich regelmäßige Freizeitaktivitäten nicht leisten (Q1/22: 19 Prozent)
11 Prozent können sich kein monatliches Treffen mit Freund:innen leisten (Q1/22: 9 Prozent)
11 Prozent können ihre Wohnung nicht warm halten (Q1/22: 6 Prozent)
16 Prozent der Menschen sagen, dass sie mit ihrem Einkommen schwer bis sehr schwer auskommen, 30 Prozent sagen, dass sie mit ihrem Einkommen eher schwer auskommen
52 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte können sich eine unerwartete Ausgabe von 1.300 Euro nicht leisten. Bei arbeitslosen Menschen sind es 62 Prozent. Bei Pensionisten 25 Prozent.
26 Prozent der Ein-Eltern-Haushalte gönnen sich aus finanziellen Gründen keine Kleinigkeiten wie ein Eis oder einen Kinobesuch. Bei Arbeitslosen sind es 49 Prozent.
Was die Politikwissenschaft dazu sagt, kann man sich jetzt online (nicht mit den aktuellsten Daten) auf verschiedenste Art und Weise ansehen. Hier der Link.
Der Economist feiert das NATO-Mitglied Albanien, das sich nicht in den derzeitigen Konflikt von Serbien mit dem Kosovo ziehen lässt, sich auch – eine Besonderheit am Balkan – mit seinen sonstigen Nachbarn versteht und sich seit dem Kommunismus gut entwickelt hat. Auch wenn ein Viertel der Bevölkerung wie in vielen osteuropäischen Ländern weggezogen ist. Zum Text.
Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf ist von 5.000 Dollar (1989) auf 15.000 Dollar gestiegen. Das österreichische BIP pro Kopf beträgt 56.000 Dollar.
Die Lebenserwartung ist von 72 Jahren (1989) auf 79 Jahre gestiegen. In Österreich stieg es in der selben Zeit von 76 auf 83 Jahre.
41 Prozent der Deutschen kaufen im Jahr zumindest ein Buch
Das sind 27 von 67 Millionen Menschen, die über 10 sind
2017 waren es noch 30 Millionen Deutsche pro Jahr
10 Millionen kaufen mehr als 5 Bücher / Jahr
5 Millionen 3-4 Bücher / Jahr
12 Millionen 1-2 Bücher / Jahr
In Österreich gibt es 8 Millionen Menschen, die über 10 Jahre alt sind. Gäbe es hier ebenfalls davon 41 Prozent Buchkäufer:innen, wären das 3,3 Millionen Menschen, die im Jahr ein Buch kaufen.
Bricht man die weiteren Zahlen auf Österreich herunter kauft knapp eine Million Menschen im Jahr fünf oder mehr Bücher.
Welche Bücher wie oft verkauft wurden ist nicht öffentlich. In Österreich gibt es aber eine Gold-Auszeichnung für Titel, die sich zwischen 15.000 und 24.999 Mal verkauft haben.
Das betraf 2022 „Die Bibel in Reimen“ von Thomas Brezina und die Altaussee-Reihe von Herbert Dutzler.
Mit Platin wird ausgezeichnet, wer mehr als 25.000 Titel verkauft. Das gelang 2022 nur Thomas Stipsits mit seinem „Eierkratz Komplott“. Seine drei Stinatz-Krimis haben sich Stand November ’22 200.000 Mal verkauft.
Laut Statista wurden im Jahr in Österreich vor Corona etwa 14-15 Millionen Kinotickets verkauft. Zehn Jahre zuvor waren es noch 16-18 Millionen Tickets pro Jahr. Der Trend ist rückläufig.
Die erfolgreichsten Filme schaffen es, ein paar hunderttausend Tickets zu verkaufen. Die Zahlen sind aus 2021.
Georg W. Bush ist zurecht eine umstrittene politische Figur. Wenig bekannt ist aber sein Einsatz für kostenlose Medikamente für HIV-Infizierte in Subsahara Afrika, der Millionen Menschen das Leben rettete.
Mir kommen im deutschsprachigen Diskurs um den Konflikt zwischen den USA und China zu wenig außer-europäische und -amerikanische Stimmen vor. Nicht nur, aber auch deshalb, fand ich das Buch „Hat China schon gewonnen?“ des singapurischen Diplomaten und angesehenen Politikwissenschafter Kishore Mahbubaniäußerst lesenswert.
Die USA hätten im Wettkampf mit China strategische Vorteile:
Die besten Köpfe weltweit wollen in die USA, viele CEOs sind Ausländer
Das Land hat die besten Universitäten der Welt
Das politische System hat mehr checks and balances
Die individualistische Kultur bringt extrem gute Individuen hervor
Der westlichen Zivilisation sind viele Länder kulturell tief verbunden
Sowohl China, als auch die USA haben in der Lesart Mahbubanis einen großen strategischen Fehler gemacht.
Die politische Elite Chinas ließ zu, dass sich die US-Geschäftswelt vom Land entfremdete. Viel geistiges Eigentum wurde gestohlen, das Land agierte protektionistisch und sorgte zu wenig für Vertragssicherheit. Ein chinesisches Sprichworte besagt: Die Berge sind hoch und der Kaiser ist weit. Die Provinzen, nicht Peking, machen die Wirtschaftspolitik. Das verärgerte US-amerikanische Unternehmen immer mehr. Damit hat China weniger Einfluss in den USA, denn US-Konzerne fehlten deshalb etwa als Opposition gegen Strafzölle in der Trump-Ära, die auch unter Biden fortbestehen.
Die US-Elite hat keine langfristige Strategie für den Umgang mit dem Aufstieg Chinas. Stattdessen glauben viele, die USA würden ewig Nummer eins bleiben. Der US-Dollar wird als Waffe eingesetzt, etwa bei den Sanktionen gegen den Iran. Das untergrabt den Dollar als globale Leitwährung und schmälert langfristig den Einfluss der USA. Die Welt ändert sich gerade gewaltig und die US-Politik, so analysiert Mahbubani, ignoriert das so wie die Qing-Dynastie im 19. Jahrhundert. Damals fiel China hinter die USA und Europa zurück.
Beim Umgang mit einem geopolitisch und -ökonomisch immer mächtigeren China rät er zu Gelassenheit.
China ist weniger militaristisch als die USA. Soldaten sind in den USA viel angesehener als in China
China war in seiner Geschichte kaum expansionistisch
China hat nicht den Anspruch, die Welt chinesisch zu machen und chinesische Werte zu exportieren, anders als die USA
China ist das einzige Land im UN-Sicherheitsrat, das nach dem Zweiten Weltkrieg keinen Krieg außerhalb der eigenen Grenzen führte
Zum Umgang mit Taiwan, Hongkong und Tibet:
Xinjiang, Taiwan und Tibet vergleicht Mahbubani mit Kalifornien und Texas. Die seien auch von den USA besetzt worden und keiner würde erwarten, dass die USA die beiden Gebiete abgebe.
Taiwan war bis 1894/95 chinesisch, bis China von Japan im Krieg gedemütigt wurde und das Gebiet abgeben musste
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde China vom Westen zugesagt, Taiwan wieder zurück zu bekommen. Das Versprechen wurde nicht eingehalten
1972 näherte Kissinger die USA und China wieder an und die beiden Länder gaben eine gemeinsame Erklärung ab, dass Taiwan Teil von China ist und man sinch für ein friedliches Zusammenfinden der Chinesen einsetze
Indien ist in der ehemals portugiesischen Kolonie Goa einmarschiert. Die USA unter Reagan in Grenada. China verhielt sich bei Hongkong für eine Großmacht relativ zurückhaltend
Wäre eine chinesische Demokratie für die USA besser?
Xi zügelt den chinesischen Nationalismus. Das Land ist geopolitsch zurückhaltend
Ein demokratisch gewählter Führer wäre gewiss interventionistischer als Xi
Die Kommunistische Partei in China regiert so gut wie nie zuvor in China regiert wurde
Die KP stellt globale öffentliche Güter bereit: China ist stabil und als aufstrebende Großmacht nicht imperialistisch, das ist ein historisches Novum
Anders als die USA unter Trump macht China verantwortungsvolle Klimapolitik
US-Staatsbürger haben definitiv mehr individuelle Rechte als chinesische. Ob die Bevölkerung in der US-Demokratie aber mehr Einfluss auf die Politik nehmen kann als in der chinesischen Autokratie ist unklar. Die USA seien eine starre, unflexible Plutokratie, China eine flexible Autokratie
Wie könnte eine Öffnung Chinas aussehen?
Ein Vorbild könnte Japan sein. Eine ebenfalls konservative Gesellschaft, die großen Wert auf Stabilität legt. Das Wahlsystem ist dem Westen nachempfungen, aber Japan wurde nach der Einführung der Demokratie trotzdem 50 Jahre durchgehend von einer einzigen Partei regiert
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