Werden weniger gedruckte Bücher verkauft, wenn man sie digitalisiert?

1/9 📚🔍 Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf den Markt für physische Bücher? Eine spannende Frage, die nicht nur Verlage und Autoren, sondern auch Leser weltweit beschäftigt. Wie verändert ein digitales Zeitalter die Wertschätzung und den Verkauf von gedruckten Büchern?

2/9 Der Buchmarkt ist enorm: Ein Volumen von 25 Milliarden Dollar. Doch was passiert, wenn diese Bücher digitalisiert werden? Ersetzen digitale Kopien das physische Exemplar, oder steigern sie vielleicht sogar dessen Wert und Verkaufszahlen?

3/9 Das Google Books Project hat diese Frage auf die Probe gestellt. Als Google 25 Millionen Bücher digitalisierte und kostenlos zur Verfügung stellte, regte sich Widerstand. Verlage befürchteten Einbußen bei den Verkäufen der physischen Bücher.

4/9 Interessant dabei: Der Großteil der digitalisierten Bücher durch Google war älter oder wenig bekannt. Ein perfektes Setting für ein natürliches Experiment, um den Einfluss der Digitalisierung auf physische Verkäufe zu messen.

5/9 Harvard’s Widener Bibliothek spielte dabei eine Schlüsselrolle. Sie gab Bücher ohne Urheberrecht an das Google Books Projekt. Es dauerte fünf Jahre, um diese umfangreiche Sammlung zu digitalisieren.

6/9 Forscher nutzten die schrittweise Digitalisierung dieser Bücher, um den Effekt auf physische Verkäufe zu studieren. Die Ergebnisse? Überraschend und aufschlussreich.

7/9 Im Durchschnitt stiegen die physischen Verkäufe der digitalisierten Bücher um 4,8 Prozent. Noch interessanter: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Buch zumindest einmal verkauft wurde, erhöhte sich um 7,7 Prozentpunkte.

8/9 Ein weiterer Nebeneffekt der Digitalisierung: Bücher, die auf Google Books verfügbar sind, wurden häufiger als Referenz auf Wikipedia genutzt. Ein Indikator dafür, dass digitale Verfügbarkeit die Sichtbarkeit und Relevanz von Büchern erhöht.

9/9 Fazit: Digitalisierung muss nicht das Ende physischer Bücher bedeuten. Im Fall von Google Books scheint sie sogar den Verkauf und die Sichtbarkeit von physischen Exemplaren positiv beeinflusst zu haben. Eine faszinierende Erkenntnis in einer zunehmend digitalen Welt. 📖✨

Hier die Studie.

Illegale Migration von Mexiko in die USA stärkt Republikaner

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1/🧵 Eine faszinierende Studie von Ernesto Tiburcio und Kara Ross Camarena untersucht die lokale Reaktion auf unautorisierte mexikanische Migration in die USA. Ein Thema, das oft hitzige Debatten auslöst, aber selten mit so detaillierten Daten beleuchtet wird.

2/🧵 Die Studie zeigt, dass negative Reaktionen auf Migration besonders stark ausfallen, wenn die Migrant:innen weniger gut gebildet sind. Mit 11 Millionen Mexikanern in den USA – der weltweit größten Diaspora in einem einzelnen Land – ist dieses Thema hochaktuell.

3/🧵 Interessant ist, dass etwa 40% der mexikanischen Diaspora in den USA keinen regulären Aufenthaltsstatus haben. Diese Gruppe steht im Zentrum der Studie und liefert aufschlussreiche Einblicke.

4/🧵 Die Forscher hatten Zugang zu Daten über die Ausgabe von „consular identification cards“, die von mexikanischen Behörden an wahrscheinlich unautorisierte Mexikaner in den USA ausgegeben werden – eine enorme Datenmenge von 7,4 Millionen Personen von 2002-2020.

5/🧵 Da Personen mit legalem Aufenthaltsstatus in den USA diese Karten nicht benötigen, geben diese Daten einzigartige Einblicke in die Lebensrealität illegaler Migranten.

6/🧵 Bemerkenswert ist der Befund, dass in Gegenden der USA, in denen mehr illegale Migranten leben, tendenziell mehr für die Republikanische Partei gestimmt wird. Dies korrespondiert mit Kürzungen öffentlicher Ausgaben, sinkenden Bildungsausgaben und steigenden Sicherheitsausgaben.

7/🧵 In Gebieten mit höherer Armut und Arbeitslosigkeit scheint die Reaktion auf Migration stärker zu sein. Eine Beobachtung, die wichtige soziale und wirtschaftliche Dynamiken beleuchtet.

8/🧵 Interessanterweise zeigt die Studie, dass in Gegenden, in die mehr Migranten ziehen, auch mehr Weiße wegziehen. Dies könnte auf eine Verschiebung der demografischen Zusammensetzung hindeuten.

9/🧵 In Regionen mit einem stärkeren sozialen Sicherheitsnetz ist die Reaktion auf illegale Migration zwar auch negativ, aber nur halb so stark wie in anderen Gebieten. Dies könnte auf die Pufferwirkung starker sozialer Netze hinweisen.

10/🧵 Diese Studie wirft ein neues Licht auf die Komplexität der Reaktionen auf Migration und zeigt, wie tief sie in lokale sozioökonomische und politische Strukturen eingebettet sind. Ein wichtiger Beitrag zum Verständnis eines globalen Phänomens.

Hier die Studie.

Suizidrate in Österreich sinkt – außer bei Jugendlichen zwischen 15 und 19

Der von mir hochgeschätzte Sozialpsychologe Jonathan Haidt befasst sich viel mit den negativen Effekten von Social Media auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen. In den USA – und vielen anderen Ländern, so Haidt – steigen die Suizidraten seit Social Media stark an.

Ich wollte wissen, ob das in Österreich auch der Fall ist und habe mir Daten von der Statistik Austria ausheben lassen. Ein Social Media-Effekt ist hierzulande nicht erkennbar.

Hier gibt es Erste Hilfe bei Suizidgedanken: https://gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/betroffene/erste-hilfe.html Telefonseelsorge Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten. Online unter http://telefonseelsorge.at

Über den ökonomischen Wert der Bildung

Was bringt Bildung eigentlich aus wirtschaftlichen Sicht? Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Instituts EcoAustria und Professorin an der Seeburg Universität, hat das in einem Artikel beschrieben. Ein paar Punkte, die ich interessant fand:

  • 13-30 Prozent des Wachstums der Arbeitsproduktivität in den USA der vergangenen 40 Jahre lassen sich auf Bildung zurückführen
  • Österreich ist bei PISA nur Durchschnitt. Hätte das Land Leistungen, mit denen es in den Top 5 wäre, wäre die Wirtschaftsleistung langfristig um über 7 Prozent höher
  • Österreich gibt 0,6 Prozent des BIP für Elementarpädagogik aus. Schweden 1,7 Prozent
  • Was hebt das Bildungsniveau einer Bevölkerung? Wettbewerb zwischen Bildungsanbietern, Schulautonomie und die Existenz von standarisierten Leistungstests
  • Besonders externe Leistungsüberprüfungen helfen dabei, die Vorteile der Autonomie zu nutzen. Sie schaffen Anreize, damit die Autonomie im Sinne der Schüler:innen genutzt wird
  • In Österreich wurde die Autonomie bei der Lehrerrekrutierung 2017 gestärkt. Bei den Lerninhalten und in Sachen Lehrergehälter gibt es weiterhin wenig Autonomie
  • In Österreich sind Schulen und Schulklassen im internationalen Vergleich relativ klein. Das ist teuer und bringt für den Bildungserfolg wenig bis gar nichts. Das ist mit ein Grund, warum das österreichische Bildungswesen eines der teuersten der Welt ist bei durchschnittlichem Erfolg
  • Im Elementarbereich und in der Volksschule profitieren die Kinder hingegen stark von kleinen Gruppengrößen
  • Lesekompetenz erklärt fast ein Drittel des Lohnunterschiedes zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund in Österreich
  • Warum sind Reformen in Österreich so schwierig? Viele Veto-Player, Kompetenz-Wirr-Warr, Trennung von Finanzierung und Verantwortung, wenig Anreize für Player zu Reform, Reformen im Elementarbereich wirken über lange Zeit = langweilig für nächste Wahlen, zu wenig Geld in urbanen Problembereichen, teure kleine Schulen

Wie funktioniert die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt?

Georg Renner hat in seinem großartigen WZ-Newsletter Arbeitsmarktdaten über nach Österreich geflohene Menschen gesammelt. 69 Prozent der Syrer und 66 Prozent der Afghanen gehen nach 6 Jahren im Land einer Arbeit nach. Bei den Türken liegt der Wert bei 84 Prozent.

Betrachtet man nur die Migrant:innen, die unter 25 Jahre alt waren, als sie ins Land kamen, schneiden Syrer sogar besser ab als Türken (63 Prozent versus 62 Prozent). Auch die jungen Afghaner, die ins Land kamen, kommen auf einen ähnlichen Wert: 60 Prozent. Erfreulich!

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