Mein Kollege András Szigetvari hat ein hochinteressantes Interview mit der Ökonomin Isabella Weber geführt. Auf einem kompetitiven Markt können Unternehmen normalerweise nicht einfach die Preise erhöhen, ohne einen Mehrwert anzubieten. Ansonsten gehen die Kund:innen einfach zum nächstbesten Anbieter. Der Energiepreisschock hat das aber auf den Kopf gestellt, sagt Weber.
Jeder Unternehmer weiß, dass auch die anderen den gleichen Kostenschock durchleben, und erwartet deshalb, dass alle mit einer Preissteigerung auf diese Situation reagieren. Also müssen Unternehmen nicht fürchten, Marktanteile an ihre Konkurrenten zu verlieren, selbst wenn sie ihre Preise erhöhen. Aber da sind noch andere Mechanismen am Werk.
Noch ein Effekt kam dazu: Wenn Konsumenten erwarten, dass die Preise steigen, kann man sie gleich noch ein bisschen mehr erhöhen, ohne sie zu verärgern.
Preissteigerungen sind Teil einer sozialen Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Wenn die Teuerung aus dem Nichts entsteht, dann reagieren Kunden frustriert und wandern zur Konkurrenz ab. Wenn aber die Preissteigerungen legitim erscheinen, weil man jeden Tag in den Nachrichten hört, dass die Energiekosten so stark gestiegen sind, dann verändert das die Nachfrage-Elastizität, wie Ökonomen sagen.
Ein weiterer Effekt kam dazu: Durch die Lieferkettenprobleme und die Engpässe bei Mikrochips war es für viele Unternehmer schwierig, den bisherigen Kundenstamm zu bedienen. Darum strömten sie weniger in neue Territorien aus, was den Wettbewerb senkte, so Weber: Temporäre Monopole.